Mircea BARNAURE: An der Donau... |
Wir fuhren gen
Südwesten, zur Donau hinab, in jene Gegend, die so
geschichtsträchtig war wie nur wenige im Lande.
Vor 2.000 Jahren hatte
dort Apollodoros seinem Kaiser die vielgerühmte Brücke gebaut, auf
dass jener die kriegerischen Stämme, die sich nur der Waffengewalt
beugten, endlich dem Reiche unterwerfe. Augustus’ Rat, die
natürlichen Grenzen des Reiches nicht zu überschreiten, hatte
Trajan damit natürlich missachtet. Und tatsächlich sollte
sich knapp 170 Jahre später, unter dem ständigen Druck immer neuer
Barbarenstämme, das Reich wieder hinter die sichere Grenze der Donau
zurückziehen.
(...)
Nun aber: Gongschlag! Das
Reich besinnt sich eines Besseren und kommt zurück, mit Macht
kommt es sogar zurück, den geheimen Wunsch zweier Jahrtausende
endlich erfüllend! Ein Wunder, also, ein fast österliches, erhaben
und so schön gewaltfrei!
Nun ja, vieles hat sich
in der Zwischenzeit verständlicherweise verändert, Eroberung durch
Waffengewalt entspricht nicht mehr so ganz dem Zeitgeschmack, das
Reich verbirgt seine Legionen und lockt stattdessen mit
Konsumträumen und siegt durch Kaufrausch, die einst Verlassenen sind
gar zu entzückt, in Sturm lassen sie sich einnehmen, nur zu, nur zu,
treten Sie ein! Freilich sind sie nicht mehr der kriegerische Stamm,
der ehedem erbitterten Widerstand geleistet, und auch nicht mehr die
gepflegte Bürgerschaft der einst so reichen römischen Provinz. Das
ganze Skythien hat sich im Laufe der Jahrhunderte mit seinen Pferden
und seiner Anarchie aus den unermesslichen Weiten des Ostens über
diese Landstriche ergossen und das Erbe Roms, das, was von seiner
Ordnung geblieben, in Schutt und Asche gelegt. Nichts ist davon
übriggeblieben.
Ioana Orleanu, Auszug aus LIMESLAND
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