Sonntag, 14. Februar 2016

GOTTFRIED BENN: BLAUE STUNDE / MULTALBASTRA ORA



Mircea BARNAURE: Heure bleue
I

Ich trete in die dunkelblaue Stunde –

da ist der Flur, die Kette schließt sich zu

und nun im Raum ein Rot auf einem Munde

und eine Schale später Rosen – Du!



Wir wissen beide, jene Worte,

die jeder oft zu anderen sprach und trug,

sind zwischen uns wie nichts und fehl am Orte:

dies ist das Ganze und der letzte Zug.



Das Schweigende ist so weit vorgeschritten

und füllt den Raum und denkt sich selber zu

die Stunde – nichts gehofft und nichts gelitten –

mit ihrer Schale später Rosen – Du.



II

Dein Haupt verfließt, ist weiß und will sich hüten,

indessen sammelt sich auf deinem Mund

die ganze Lust, der Purpur und die Blüten

aus deinem angeströmten Ahnengrund.



Du bist so weiß, man denkt, du wirst zerfallen

vor lauter Schnee, vor lauter Blütenlos,

totweiße Rosen Glied für Glied – Korallen

nur auf den Lippen, schwer und wundengroß.



Du bist so weich, du gibst von etwas Kunde,

von einem Glück aus Sinken und Gefahr

in einer blauen, dunkelblauen Stunde

und wenn sie ging, weiß keiner, ob sie war.



III

Ich frage dich, du bist doch eines andern,

was trägst du mir die späten Rosen zu?

Du sagst, die Träume gehen, die Stunden wandern,

was ist das alles: er und ich und du?



„Was sich erhebt, das will auch wieder enden,

was sich erlebt, - wer weiß denn das genau,

die Kette schließt, man schweigt in diesen Wänden

und dort die Weite, hoch und dunkelblau.“



I
Păşesc acum în ora vineţie
pe holul mic, lanţul la loc căzu,
văd doar un rouge arzând pe-o gură, ţie,
şi-o glastră de întârziate roze – tu!

Ştim amândoi, cuvintele rostite
ades, pe care toţi le poartă-n gură,
sunt între noi nimic, nepotrivite:
e asta totul, cea din urmă sorbitură.

Atotputernic pare ce-n tăcere
şi-asumă ora, spaţiu-ntreg umplu,
- ce-i fără de speranţă şi durere -
cu glastra ei de roze-ntârziate – tu.

II
Capul, confuz, se-ntoarce cu pudoare,
în timp ce pe-a ta gură se adună
dorinţa toată, purpură şi floare
din adâncimea revărsat-a ta, străbună.

De-atâta alb, că te destrami, îmi pare,
de-atâta nea, de palele petale,
albmoarte roze, floare lângă floare,
doar buzele-ţi sunt grele răni corale.

Aşa fragilă, tu-mi aduci solie
de-o fericire în pericol, scufundare
în ora multalbastră, vineţie,
şi, când s-a dus, nu ştie nimeni, fost-a oare?

III
Când te întreb, a altuia doar eşti,
cum de-mi aduci întârziate roze mie?
Spui: vise trec, bat orele-n fereşti,
ce-s toate astea: eu şi lui şi ţie?

“Ce se înalţă, vrea să şi coboare,
ce se trăieşte, - cine-o s-o mai ştie?,
lanţul se-nchide,-aici tăcerea mare
şi-afar-imensitatea vineţie.” 

                     

                     (Traducere de Mircea Barnaure in: Gottfried BENN, Melancolie - versuri si aforisme alese)

Mittwoch, 3. Februar 2016

DIE SCHLAFWANDLER

Mircea BARNAURE: Hommage à Strindberg


Es gibt Menschen, die ihr ganzes Leben im Schlaf gehen; weckt man sie, werden sie böse, drehen sich um und schlafen wieder ein ... Alles, was sie wünschen, dichten sie in Wirklichkeit um; alles, was sie wollen, wird Wahrheit; alles, was unbequem oder unangenehm ist, ist nicht wahr.
                                                                                                   August STRINDBERG

... diese Leute, Strindberg’sche Nachtwandler, aus ihren Gewissheiten sind sie nicht wachzurütteln, weichen stets aus, werden nie müde das Gute und Schöne vorzuschieben, entrüstet, es sei doch auch da: Siehst du denn nicht, unsere Maler, die Dichter, unsere Geschichte, unsere Kultur, hast drüben alles vergessen! Aber nein, ihr habt recht, es ist da, das Schöne und Gute, die Dichter und Maler, die Geschichte und die Kultur und ihre wunderbaren Früchte, alles da, nur leider von euch selbst verkannt, von euch selbst vernachlässigt und begraben, unter dem Hässlichen und Bösen, dem ihr anheimgefallen seid!
Ich wusste es und doch tat es weh, der Schnitt zerreißt, ist er überhaupt zu ertragen?
Ich war den Tränen nahe.
Weich war sein Handgriff, weich seine Stimme, weich auch sein Blick. Man muss wohl betäubt werden, um Wahrheit zu ertragen: In welcher Welt wollen Sie leben, in der realen oder in der erdichteten? Hier gab es für mich kein Schwanken mehr: In der realen, keine Frage, nur in ihr. Dann müssen Sie auch die Konsequenzen tragen, sie ist nun mal, wie sie ist.

                                                                                                   Auszug aus Limesland